Julia, Du verantwortest bei Santander Deutschland die Unternehmenskommunikation und Public Policy. Was sind Deine Ziele, Deine Aufgaben, was tust Du so den ganzen Tag? Zu meinen Aufgaben gehören die interne sowie externe Unternehmenskommunikation einschließlich sämtlicher Social Media Auftritte, Public Policy und seit kurzem auch das Thema „Responsible Banking“ — also die Nachhaltigkeitsstrategie der Bank. Du warst Teil der ersten #30u30–Initiative im Jahr 2013 und warst bis Ende letzten Jahres Head of Corporate Branding and Communications Strategy bei Henkel. Gab es Momente in Deiner Karriere, in denen du gedacht hast: „Wow, das geht jetzt aber ganz schön schnell?“ Die Frage habe ich mir eigentlich nie gestellt. Jede neue Herausforderung fühlte sich für mich immer wie der nächste logische Schritt an und ich habe Spaß an der Veränderung. Welche Rolle haben Glück und Zufall in Deinem Berufsleben gespielt? Glück und Zufall spielen natürlich immer eine Rolle. Wichtiger finde ich jedoch das Bewusstsein, dass man die sich bietenden Chancen nutzen muss. Immer. Auch wenn es zugegebenermaßen manchmal ein bisschen Angst macht ;). In meiner Karriere gibt es beispielsweise einen Schlüsselmoment, auf den sich mein ganzer Werdegang aufbaut. Als 22-jährige habe ich mir damals im Masterstudium in einer Seminarpause ein Herz gefasst und den Dozenten angesprochen, ob er mir den Kontakt zu Lautenbach Sass vermitteln könnte. Ich kannte die Kommunikationsberatung durch zahlreiche Veröffentlichungen, die ich im Jahr zuvor für meine Bachelorarbeit gelesen hatte und fand die Themen unglaublich spannend. Der Dozent vernetzte mich dann tatsächlich mit Christoph (Lautenbach) und Jan (Sass) und so startete meine Karriere über ein Praktikum, dann eine Werksstudentenstelle bis zur Beraterin in Frankfurt. Einer unserer Kunden war damals Henkel. So bin ich nach Düsseldorf gekommen und mehr als sechs Jahre geblieben, bis im letzten Jahr der Ruf der Santander kam. Wer weiß, wie meine Karriere heute aussähe, hätte ich die Chance damals in der Seminarpause nicht genutzt. Was bedeutet Karriere für Dich? Höher, schneller, weiter? Muss man für beruflichen Erfolg Opfer bringen? Falls ja, welche? Ich würde nicht unbedingt von Opfern sprechen. Aber für mich ist klar, dass es Momente gibt, in denen man da sein muss — vor allem im Kommunikationsbereich, wo viele Themen ad-hoc auftreten. So hat zum Beispiel niemand die Coronakrise in diesem Ausmaß auf dem Schirm gehabt. Natürlich schafft man es in solchen Situationen nicht, regelmäßig um 19 Uhr zum Sport zu gehen, aber das ist einfach Teil unserer Job-Description. Am Ende ist jeder für sich und seine persönliche Work-Life-Balance verantwortlich. Aus welchem Misserfolg hast Du am meisten gelernt – und was? Wo liegt für die Kommunikation in den nächsten drei Jahren die größte Herausforderung? Ist es der Umgang mit Corona oder etwas anderes? Der Umgang mit Corona beschäftigt uns alle – nicht nur die Kommunikation, sondern die gesamte Wirtschaft. Es ist etwas, womit wir jetzt arbeiten müssen. Für mich liegt die größte Herausforderung tatsächlich in den Chancen von datengetriebener Kommunikation. Ich glaube, wir können in diesem Bereich noch viel professioneller werden, zum Beispiel in dem wir mehr Datenaufbereitungstools nutzen und in unseren Alltag integrieren. Ich nenne das „Topic–Mining“. Damit ist gemeint, mittels unterschiedlicher Monitoring- und Analyse-Tools relevante bzw. trending Themen, dazugehörige Plattformen oder Influencer zu identifizieren, um so Kommunikationsopportunitäten zu erkennen – sowohl für die kurz-, mittel- als auch langfristige Planung. Ich bin überzeugt, dass dies ein entscheidender Hebel sein wird, um im unendlichen Meer von Informationen und mit begrenzten Ressourcen den eigenen Inhalten mehr Sichtbarkeit und Relevanz zu geben. Vor welchen zentralen Herausforderung stehst Du als Führungskraft? Ich als Führungskraft sehe zwei große Aufgabenbereiche. Zum einen das Befähigen des Teams: dazu gehört die strategische Orientierung, die Bereitstellung notwendiger Ressourcen und die Unterstützung und Weiterentwicklung der einzelnen Fähigkeiten. Die zweite Führungsaufgabe ist Vertrauensbildung. Wenn der strategische Rahmen steht, muss eine Führungskraft dem Team das Vertrauen vermitteln, die Ziele in Eigeninitiative erreichen zu können. Nicht Jede und Jeder wird eine Aufgabe auf gleiche Weise lösen, aber ein guter Leader signalisiert dem Team, dass jede(r) Einzelne zum Ziel kommen kann und unterstützt die Mitarbeiter:innen dabei. Bitte ergänzen: Wenn ich Widerstände erlebe, bin ich… …hochmotiviert, sie zu lösen. Das trifft es bei mir tatsächlich ziemlich genau: Wenn Du mich motivieren willst, gibst Du mir eine echte Challenge. Worauf suchst Du immer noch eine Antwort? Ich stelle mir ständig Fragen und brauche noch auf so viele Dinge eine Antwort. Wenn ich mir irgendwann keine Fragen mehr stelle und auf alles eine Antwort habe — ich glaube, das wäre der Moment, in dem ich mir ernsthaft Sorgen machen sollte. Warum machst Du bei der Modern-Leaders-Initiative mit? Ich glaube, das ist eine hervorragende Initiative, um das Thema moderne Führung in unserer Branche neu zu denken und zu gestalten. Ich freue mich sehr auf den Austausch mit den anderen Modern Leaders dieser Initiative, um unternehmensübergreifend zu diskutieren, was uns bewegt, wie wir voneinander lernen können und was Best Practice ist.