Jan, Du verantwortest die Bereiche Kommunikation und Marketing bei der Scout24 Group. Was sind Deine Ziele, Deine Aufgaben, was tust Du so den ganzen Tag? Aktuell sieht mein Tag so aus, dass ich mich durch viele Video-Konferenzen kämpfe (lacht). Ich achte darauf, engen Kontakt zu Teams zu halten und gut zu priorisieren. Leider geschieht das aktuell viel zu viel über Zoom, Slack und das Telefon – ich hoffe, dass der Austausch demnächst wieder mehr von Angesicht zu Angesicht stattfinden kann. Unser wichtigstes Ziel ist, den Wandel zu begleiten und ein klares Bild des Unternehmens und der Marke an unsere relevanten Zielgruppen zu kommunizieren. In diesen bewegten Zeiten erreicht man dieses Ziel, wenn man mit hochperformanten Teams arbeiten kann. Und das gelingt aus meiner Sicht nur mit moderner Führung. Dabei ist mir besonders wichtig, innerhalb des Unternehmens ein Klima des Vertrauens zu schaffen. Nur auf dieser Basis entstehen die Voraussetzungen für gemeinsames Wachstum und gemeinsames Lernen. So meistern wir als Team alle Herausforderungen – sei es der Umgang mit Covid oder den „normalen“ beruflichen Herausforderungen. Welche Rolle haben Glück und Zufall in Deinem Berufsleben gespielt? Ich habe mich eigentlich bislang immer sehr wohl damit gefühlt, mich nicht auf das Glück zu verlassen. Ich bin davon überzeugt, dass professionelle Kommunikation aus ganz viel Handwerk und harter Arbeit entsteht. Damit kann man die beiden Spieler „Glück“ und „Zufall“ ein Stück weit aus dem Spiel nehmen. Wenn man es hart formuliert, könnte man sagen: „Der Zufall ist ein Mangel an Informationen.“ Dieses Szenario versucht man möglichst zu vermeiden und in einer aktiven Rolle zu bleiben. Du hast in Deinen beruflichen Stationen oft mehrere Bereiche verantwortet, etwa Marketing oder auch Sales. Hat Dir „nur“ die Kommunikation nicht gereicht? Ich habe eine besondere Motivation, Teams zusammenzubringen und strukturelle Grenzen zu überwinden. Wir kennen es alle – Kostenstellen und Budgets trennen und schaffen Silos. Das schafft zwar Klarheit und Verantwortung aber auch Abgrenzung und Reibung. Es braucht daher immer auch Menschen, die zusammenführen und hier liegt die Betonung klar auf dem Wort „führen“. Eine wesentliche Aufgabe der Kommunikation ist es bis heute, zu integrieren, Botschaften zu orchestrieren und Kräfte zu bündeln. Das hat mir immer großen Spaß gemacht. Was bedeutet Karriere für Dich? Höher, schneller, weiter? Ich würde es nicht so olympisch sehen, auch wenn ich früher selbst mal Leistungssport gemacht habe und ein bisschen Wettbewerb dazugehört. Ich glaube, im Kern geht es für mich darum, dazuzulernen und mich weiterzuentwickeln. Da bin ich ein Überzeugungstäter und sehe herausfordernde Missionen als zusätzlichen Reiz, um die nächste Entwicklungsstufe in meiner Karriere zu erreichen. Die anderen Dinge spielen dann eine untergeordnete Rolle. Muss man für beruflichen Erfolg Opfer bringen? Welche? Aus welchem Misserfolg hast Du am meisten gelernt – und was? Entscheidend ist, einen Misserfolg als die beste Möglichkeit zu sehen, wirklich zu lernen und etwas für die Zukunft mitzunehmen. Da gibt es hoffentlich bei jedem Menschen reichlich Gelegenheiten. Ansonsten kann man sich nicht weiterentwickeln. Sich selbst Fehler zu erlauben, ist deshalb wichtig. Ich hatte den Plan, in der eigenen Familienagentur den Generationswechsel zu schaffen. Ich musste diesen Plan nach 12 Jahren aufgeben. Das war in der damaligen Situation ein Scheitern. Rückblickend haben sich mir dadurch viele Türen geöffnet. Heute bin ich darüber sehr glücklich. Zu Deinen Stationen gehört auch eine leitende Tätigkeit bei fischerAppelt. Sind Berater tendenziell die besseren Führungskräfte? Als Berater hat man die Chance, in sehr kurzer Zeit die unterschiedlichsten Herausforderungen für Kunden lösen zu dürfen. Dabei spielen sehr unterschiedliche Aufgabenstellungen und Unternehmenskulturen eine Rolle. Das führt dazu, dass die Lernkurve entsprechend steil ist. Diese Erfahrung hilft, den einen oder anderen eigenen Fehler als Führungskraft zu vermeiden. Beratung ist also eine gute Schule. Aber Berater sind sicher nicht zwangsläufig die besseren Führungskräfte. Wo liegt für die Kommunikation in den nächsten drei Jahren die größte Herausforderung? Ist es der Umgang mit Corona oder etwas anderes? Ich glaube, dass ihr mit eurer Initiative zur modernen Führung ein wichtiges Thema aufgegriffen habt. In den kommenden drei Jahren sehe ich vor allem die Themen Führung und interne Kommunikation als zentrale Herausforderungen. Die Mitarbeiter:innen sind inzwischen vielleicht die Zielgruppe mit den höchsten Erwartungen – entsprechend wichtig ist die Etablierung von moderner Führung und die Entwicklung hin zu einer offenen, diversen und inklusiven Unternehmenskultur. Das wird ein entscheidender Erfolgsfaktor für viele Unternehmen in einer sich stark verändernden Gesellschaft werden. Wir müssen uns immer vor Augen führen, dass unsere Mitarbeiter:innen das größte Asset sind, das wir haben. Wie willst Du als Führungskraft diese Herausforderung meistern? Indem ich nicht aufhöre, mich als Führungskraft weiterzuentwickeln. Ich habe großen Spaß daran, mit talentierten Menschen eine wirkungsvolle Kommunikation umzusetzen und sie auf der Reise durch große Veränderungen zu begleiten. In Zeiten von Agilität und New Work: Braucht es heutzutage überhaupt noch Führungskräfte? Und was müssen die können? Bitte ergänzen: Wenn ich Widerstände erlebe, bin ich… …entspannt und motiviert, meine Argumente anzuführen und die Widerstände zu überwinden. Worauf suchst Du immer noch eine Antwort? Wie kann man ernsthaft wissenschaftliche Fakten wie zum Beispiel eine Corona-Pandemie leugnen? Das kann ich nicht verstehen. Auf diese Frage finde ich nur schwer eine Antwort. Warum machst Du bei der Modern–Leaders–Initiative mit? Ich habe große Lust, mich mit anderen Menschen auszutauschen, die das Thema modernen Führung auch spannend finden und freue mich, wenn es hier anregende Impulse gibt.