Führung

Wie generationsübergreifende Zusammenarbeit gelingt

Veröffentlicht am 03.12.24 von Juliane Weidtmann

Anja Heckendorf (28) ist Head of Corporate Communications bei Herrenknecht. Sie berichtet direkt an den Unternehmensinhaber Martin Herrenknecht (82). Hier spricht sie darüber, wie das funktioniert, was ihre Arbeits- und Denkweise prägt und welche Tipps sie für das generationenübergreifende Arbeiten hat.

Frau Heckendorf, Sie könnten die Enkelin Ihres Chefs, Martin Herrenknecht, sein. Zwischen Ihnen beiden liegen Generationen. Was ist der Erfolgsfaktor Ihrer Zusammenarbeit?

Der Altersunterschied war ja kein Geheimnis und ehrlich gesagt nie Thema, auch nicht im Bewerbungsprozess. Das ist nicht selbstverständlich und dafür bin ich sehr dankbar. Wir haben uns beide bewusst dafür entschieden, zusammenzuarbeiten – aus Überzeugung, dass gerade die Kombination unterschiedlicher Perspektiven und Erfahrungen Potenzial hat. Das ist aus meiner Sicht der Grundstein dafür, dass es jetzt gut funktioniert.

Was hat Sie am meisten überrascht in der bisherigen Zusammenarbeit?

Es ist überraschend unkompliziert. Egal wie viel los ist, ich kann mich auf schnelle Rückmeldungen verlassen. Das gilt übrigens für den gesamten Vorstand. Gerade in komplexen Situationen, wenn schnelle und abgestimmte Kommunikation entscheidend ist, ist das ein echter Gewinn.

Welche Vorurteile oder Bedenken hatten Sie möglicherweise zu Beginn Ihrer Zusammenarbeit?

Ich habe mir natürlich schon die Frage gestellt, wie die Konstellation im Unternehmen insgesamt ankommt. Ob es dann in der Praxis auf persönlicher Ebene harmoniert, musste sich auch erstmal rausstellen. So ein Vertrauensvorschuss ist etwas Schönes, es gilt dann dennoch zu beweisen, dass sich dieses Vertrauen auszahlt. 

Welche Vorteile bringt der große Altersunterschied womöglich mit?

Die verschiedenen Erfahrungen ergänzen sich sehr gut, sofern Bereitschaft besteht, sie ehrlich und konsequent zu teilen. Das kostet manchmal einige Nerven, so ehrlich sollte man sein. Es lohnt sich aber, weil gerade dadurch gute Lösungen und Ideen entstehen. Der Erfahrungsschatz langjähriger Mitarbeiter und der Gründergeneration, ganz egal welchen Rangs, ist wertvoll. Ich sehe es auch als meine Aufgabe an, dies kommunikativ zu transportieren und wieder erlebbar zu machen. Manches können wir Jüngere schließlich nur noch schwer nachfühlen.

Wie gehen Sie mit unterschiedlichen Wertvorstellungen und Erwartungen um, die jede Generation mitbringt?

Ich versuche immer, mich in die andere Person hineinzuversetzen und nicht sofort zu urteilen. Dazu gehört, dass man sich nicht zu schade ist, nachzuhaken, wenn etwas nicht klar oder konkret genug ist. Genauso erkläre ich meinen Standpunkt und erwarte, dass mir auf Augenhöhe begegnet wird. Man findet immer eine Lösung, die vertretbar ist. Oft habe ich nur den Eindruck, dass der Wille oder die Geduld zur ein oder anderen schwierigen Diskussion fehlt.

Auch Ihr Team bildet mehr als eine Generation ab – gelten hier die gleichen Erfolgsfaktoren?

Wichtig ist, dass es auf menschlicher Ebene passt. Wenn die Chemie stimmt, lässt sich über unterschiedliche Wahrnehmungen und Vorstellungen einfacher sprechen. Ich habe das Glück, ein großartiges Team mit einer sehr offenen Gesprächskultur zu haben. Als junge Führungskraft finde ich es zudem wichtig, dass ich nicht behaupte, alles zu wissen. Das macht unglaubwürdig und hilft auch nicht dabei, sich weiterzuentwickeln. Ich bringe mein Wissen und meine Erfahrung ein, stelle aber auch viele Fragen und lerne täglich dazu – übrigens von den noch Jüngeren genauso viel wie von den Älteren!

Welche Herausforderungen ergeben sich durch die unterschiedlichen Altersgruppen bzw. gibt es typische Konflikte, auf die man sich einstellen sollte? Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial in der Zusammenarbeit der Generationen?

Es gibt so viele Vorurteile. Klischees wie ‚Boomer sind egoistisch und unsensibel‘ oder ‚Millennials sind faul und wenig belastbar‘ schränken uns ein. Sie erschweren den Dialog von vornherein. Für mich zählt weniger das Alter oder die speziellen Fähigkeiten als die Bereitschaft, Neues zu lernen und sich aktiv einzubringen. Deshalb ist mein Motto „Hire for attitude, train for skill“. Ich wünsche mir deutlich mehr Offenheit und den Mut, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

Wenn Sie drei Tipps für erfolgreiche generationenübergreifende Zusammenarbeit geben müssten – welche wären das?
Neugierig bleiben, das Gegenüber zu verstehen. Bereit sein, Kompromisse einzugehen. Humor beweisen, um komplexe Situationen charmant aufzulockern.

Vielen Dank, Frau Heckendorf, für die Einblicke!

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