Der Kandidat, nennen wir ihn Martin Meier, hat üblicherweise die Zügel in der Hand. Er ist exzellent in seinem Konzern vernetzt, der CEO hört auf seinen Rat. Fachlich macht ihm keiner etwas vor. Sein 30-köpfiges Team schätzt ihn als erfahrene Führungskraft. Auch die Digitalisierung wirft ihn nicht aus der Bahn: Digitale Transformation ist schließlich auch nur ein Change – und Veränderungen hat er in seinem Berufsleben schon reichlich gemeistert.
Doch nun steht Herrn Meier ein ganz persönlicher Change bevor: Sein Konzern wird restrukturiert, seine Position hinterfragt. Er schaut sich um. Dabei wird ihm bewusst: So ganz genau weiß er gar nicht, wie das heutzutage eigentlich geht, dieses „Jobwechseln“. Plötzlich stellt er sich Fragen, die sich lange nicht mehr gestellt hat – manche noch nie: Was will ich (wirklich)? Was bin ich (anderswo) wert? Wer nimmt mich (noch)? Wie überzeuge ich?
Herr Meier könnte auch Frau Schmidt heißen, es handelt sich hierbei nicht um eine konkrete Person. Es gibt viele Meiers und Schmidts; wir als Personalberater begegnen ihnen immer wieder. Kein Wunder: Wer seit Jahren zufrieden in seinem Job ist, hat sich eben auch seit Jahren nicht mehr aktiv mit dem Thema Jobwechsel auseinandergesetzt. Wer schreibt schon am Wochenende testweise Bewerbungen oder führt mit Freunden spaßhalber Job-Interviews – einfach nur so, um im Training zu bleiben? Eben…
Was also tun, wenn man plötzlich wieder Bewerber bzw. Kandidat ist? Nach unserer Erfahrung helfen die drei untenstehenden Tipps. Vorweg: Die drehen sich nicht darum, wie man ein Anschreiben formuliert, auf dem Bewerbungsfoto gucken soll oder seinen CV strukturiert – das können Sie anderswo nachlesen, zum Beispiel auf der Website der „Karrierebibel“. Im Folgenden soll es darum gehen, mit welchem Mindset und mit welchem Verhalten man in Phasen der Umorientierung grundlegend eine gute Figur macht und erfolgreich ist.
Keiner kann alles. Und keiner muss alles können – auch wenn viele Anforderungsprofile einen anderen Eindruck erwecken. So wenig, wie es den perfekten Job gibt, gibt es den perfekten Bewerber. Und das wissen Personalentscheider tief in ihrem Herzen auch, zumindest die meisten.
Wer als Kandidat so tut, als sei er in allem kompetent, erreicht eher das Gegenteil des Gewünschten; er macht sich angreifbar und unglaubwürdig. Das bedeutet nicht, dass man mit echten Stärken hinter dem Berg halten sollte: Das, was einen besonders für eine Stelle qualifiziert, sollte man hervorheben. Es gibt Executives, die haben das im Lauf der Jahre verlernt – sie halten ihre besonderen Talente für selbstverständlich, einfach weil sie sie schon so lange erfolgreich eingesetzt haben. Sie haben sich gewissermaßen an ihre Außergewöhnlichkeit gewöhnt. Hier lautet die Empfehlung: Reflektieren Sie, sprechen Sie mit anderen Menschen. Finden Sie heraus, worin sie wirklich besonders gut sind (siehe dazu auch den nächsten Punkt „Hilfe annehmen!“).
Und was macht man mit seinen Schwächen? Gemeint sind hier echte Schwächen – keine verkappten Stärken wie „übertriebener Ehrgeiz“. Also etwas, in dem man nicht so gut ist, wie man es für den angestrebten Job eigentlich sein sollte. Wie geht man mit damit um? Diese Schwächen darf und sollte man ruhig thematisieren; solange man nicht in einem zentralen Bereich völlig unbeleckt ist – dann ist es wohl besser, man bewirbt sich auf die entsprechende Stelle erst gar nicht. Konkrete Beispiele? Gerne:
Man darf durchaus: Zugeben, dass man lange nicht mehr vor der Kamera gesprochen hat und deshalb ein Coaching benötigt – solange man die jeweiligen Hauptanforderungen als Kommunikationschef erfüllt, beispielsweise umfassende Führungserfahrung oder belastbare Kontakte in die Politik.
Man sollte nicht: Sich für eine Stelle als Chief Digital Officer ins Spiel bringen – so cool der Titel auch klingen mag – wenn man Schnittstellenarbeit scheut und keine Erfahrung in der Prozessoptimierung hat.
Als Executive ist man Coach, Sparringspartner, Vorbild, Wegweiser, Mentor. Als Kandidat ist man in einer anderen, ungewohnten, oft weniger souveränen Rolle – und kann ein Coaching, ein Sparring, ein Mentoring häufig gut gebrauchen. (Im Joballtag übrigens auch). Doch nicht allen Alphatieren fällt es leicht, diese Unterstützung einzufordern und anzunehmen. Weil sie nicht reflektieren, weil sie sich niemandem anvertrauen möchten, weil dafür keine Zeit ist, weil das Ganze anstrengend werden könnte, weil ihr Track Record ja wohl für sich spricht, weil…
…stopp! Machen wir es kurz: Hilfe hilft! Ganz besonders, wenn man sich zuletzt nicht oft hat helfen lassen, wenn man seine Komfortzone länger nicht verlassen hat, wenn man sich dem Markt zuletzt gestellt hat, als BTX das „next big thing“ war.
Gerade dann sollten man sich den Spiegel vorhalten lassen. Die eigenen Ansprüche, den eigenen Auftritt, die eigene Positionierung, die eigenen Entscheidungen hinterfragen. Und gemeinsam mit einer Vertrauensperson Antworten darauf finden. Ehrliche Antworten. Antworten, die im Markt funktionieren. Diese Vertrauensperson kann ein Personalberater sein. Oder auch ein Freund, ein Branchenkollege. Hauptsache, die Person ist zu Ihnen schonungslos ehrlich. Und sie weiß, wovon sie spricht.
Fast jeder hört sich gerne selbst sprechen, Kommunikatoren allemal. Führungskräfte sind es gewohnt, dass man ihnen zuhört. Einem Executive, gerade in Kommunikation und Marketing, tut man deshalb selten unrecht, wenn man ihm/ihr ein ausgeprägtes Sendungsbewusstsein unterstellt. Und das ist auch gut so – nicht umsonst heißt es ja zum Beispiel Unternehmenssprecher.
Doch was für den Alltag eines erfolgreichen Kommunikators (und eigentlich jedes Managers) zutrifft, gilt in der Phase der beruflichen Umorientierung erst recht: Reden ist Silber, Zuhören ist Gold. So banal dieser letzte Tipp auch klingen mag, so elementar ist er – und so häufig wird er nicht beherzigt. Sie würden nicht glauben, wie viele Menschen bei uns anrufen und erst einmal ihre zehn größten Erfolge runterrattern, bevor sie uns zu Wort kommen lassen. Wir persönlich können damit gut umgehen – aber nicht alle Kunden haben so viel Geduld wie wir. Offen gestanden: die wenigsten…
Machen Sie es richtig: Fragen Sie (sich und Ihr Gegenüber), wer der Arbeitgeber wirklich ist, was er braucht, wie Sie ihm helfen können. Versetzen sie sich in seine Lage. Das transportiert nicht nur Wertschätzung, sondern versorgt sie mit wertvollen Informationen – die sie dann wiederum nutzen können, wenn es an der Zeit ist, die Werbetrommel für sich selbst rühren. Und keine Sorge: Diese Gelegenheit gibt es irgendwann in jedem Prozess. Garantiert.
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