Der Pressesprecher ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Und das Berufsbild wird sich weiter wandeln. So kann man die Diskussionsergebnisse des ersten „PRCC-Panels“ am 17. Juni in Düsseldorf zusammenfassen.
„Ist der Pressesprecher tot? Oder ist er nicht totzukriegen, so wie die gute alte Schallplatte?“ fragte PRCC-Geschäftsführer Philip Müller in seinem Eingangsstatement, nachdem Udo Seidel, Vorsitzender der DPRG in Nordrhein-Westfalen, die rund 70 Gäste begrüßt hatte. Geladen hatte die DPRG gemeinsam mit der PRCC Personalberatung, in deren Räumen das Event stattfand. Anstoß für die Diskussion hatte PR-Report-Chefredakteur Daniel Neuen mit seinem April-Vorwort gegeben: „Der Pressesprecher ist tot, lang lebe der Pressesprecher!“ war dort zu lesen. In der Branche sorgte das für Diskussionen.
Auf dem hochkarätig besetzten Podium ebenfalls. Dort diskutieren Bernd O. Engelien (Head of Communications/Public Affairs bei der Zurich Gruppe), Carina Kontio (Redakteurin beim Handelsblatt), Thomas Lüdeke (Geschäftsführer bei der PRCC Personalberatung und Mitglied im DPRG-Bundesvorstand) und Barbara Schädler (Senior Vice President Communications & Public Affairs bei E.ON SE) über die Frage, wie es denn nun um die Profession bestellt sei. Daniel Neuen moderierte.
„Muss man als Kommunikator denn nicht zwingend auf Twitter sein?“ richtete Daniel Neuen eine seiner ersten Fragen an Barbara Schädler von E.ON und spielte damit auf ihre Twitter-Abstinenz an. „Dort werde ich erst aktiv, wenn mir jemand zwei Stunden pro Tag schenkt.“ lautete die klare Replik. Viel wichtiger als die persönliche Sichtbarkeit auf allen Kanälen sei, dass man etwas zu sagen habe und dass das Unternehmen präsent sei. „Es gibt unzählige Menschen, die irgendwo vorkommen wollen. Wir sollten uns immer erst einmal Gedanken machen, wie wir es schaffen, nicht zu langweilen“, so Schädler.
Und wie steht es um die persönliche Bindung zwischen Kommunikatoren und Medien? Braucht man die im digitalen Zeitalter noch? Persönliche Kontakte seien nach wie vor wichtig, so Carina Kontio vom Handelsblatt, aber nicht mehr so elementar wie früher. „Was zählt, ist die Geschichte. Wenn die gut ist, greife ich auch zu, wenn ich den Kommunikator nicht kenne.“ Und von diesen Geschichten erfahre sie nicht zuletzt über digitale Medien.
„Vor allem innerhalb des Unternehmens schlägt die persönliche Bindung ganz klar die digitale Kommunikation, insbesondere wenn es um den CEO geht“, sagte Bernd O. Engelien von der Zurich-Gruppe. Nur durch einen engen und vertrauensvollen Kontakt könne man sich die notwendige Narrenfreiheit erarbeiten.
Was heißt das unter dem Strich für die Profession? „Der Pressesprecher ist nicht tot – er hat sich aber stark verändert und außerdem viele neue Freunde bekommen, von denen er lernen kann und muss“, so PRCC-Geschäftsführer Thomas Lüdeke. „Etwa Community Manager, Social Media Manager, Online Marketer und Digitalstrategen. Wir merken im Recruiting, wie sich hier Rollenbilder wandeln und gleichzeitig ganz neue Rollen entstehen.“ Wohin die Reise letztlich gehe, könne nur die Zukunft zeigen.
Ganz ähnlich äußerte sich auch Barbara Schädler: „Kann ein Unternehmen ohne Pressesprecher leben? Nein! Braucht ein Unternehmen in der Kommunikation mehr als Pressesprecher? Selbstverständlich!“.
Twitter findet bei vielen Kommunikatoren hohen Zuspruch, das zeigten zahllose Tweets, Retweets, Kommentare und Likes unter dem Hashtag #prccpanel. Etliche Gäste waren dem Aufruf von Philip Müller gefolgt, den Ort des Geschehens, die Ritterstraße in Düsseldorf, zur „Twitterstraße“ zu machen. Schon im Vorfeld hatte es dort viel zum Thema zu lesen gegeben – PRCC hatte prominente Branchenvertreter zu Wort kommen lassen, etwa Prof. Dr. Alexander Güttler, komm.passion-CEO, mit seinem Bonmot „Pressesprecher ist ein wunderschöner alter Begriff, nur riecht halt nach Druckerschwärze.(…) Aber `Sack-Flöhe-Hüter´ ist politisch inkorrekt und `Medienmanager´ (…) klingt auch irgendwie komisch…“.
Alexander Leinhos, Leiter Externe Kommunikation bei Vodafone, griff in einem Tweet den Schallplatten-Vergleich aus der Begrüßung auf: „Das teile ich nicht. Wir sind weder Kassetten, Platten, CDs noch Streams. Wir sind die Musik auf allen Formaten, und DIE kommt nie aus der Mode“.
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